"Geisterstädte"

In El Rompido, wo wir quasi am Strand stehen, wollen wir abends flanieren, stellen aber betrübt fest, dass es nichts zu flanieren gibt: Die Stadt ist wie ausgestorben, die wenigen Touristen oder Einheimischen, treiben sich in einer Art „Bungalow-Einkaufszentrum“ mit Cafés und Bars rum, welches eine nette Aussicht auf den Hafen hat. Wäre eigentlich alles ganz nett, aber erstens ist es saukalt, zweitens alles halbtot, drittens alles gemacht, nichts gewachsen. Uns ist das zu unnatürlich und wir verziehen uns resigniert in unsere eigene Stube. Morgens steht im Osten die Sonne am klaren Himmel, im Westen die schwarze Wolkenfront – dreimal darf man raten, was uns einholt… Wir fahren durch Huelva durch, halten uns ein klein wenig an einem genialen Spielplatz auf und fahren dann weiter in Richtung des Coto de Donana, einem Naturschutzgebiet und Reservat, das man von der schnurgeraden Straße aus kaum erkennt: Rechts und links erstrecken sich Dünen und Kiefern, zum Schutz des Wildes ist alles eingezäunt. Übrigens ist es momentan sogar trocken, die schwarze Wolkenwand von vorhin verfolgt uns allerdings nach wie vor – seit den Pyrenäen um genau zu sein, sprich seit über 1800 Kilometern regnet es ziemlich jeden Tag. Die Städtchen Mázagon und Matalascanas sind wie ausgestorben, der große Touristenansturm kommt wohl noch. Fast jedes Haus ist zu vermieten oder zu verkaufen. In Matalascanas erkunde ich mich auf Spanisch nach einer Ausreitmöglichkeit – und bin dabei entsetzt, wie die mit ihren Pferden umgehen. Ich hatte so etwas schon erwartet, aber direkt zu beobachten, wie mit einem Stock auf blutige Pferdebeine eingeschlagen und gleichzeitig am Zaumzeug wie wild gezogen wird, ist grausam. So ein tolles iberisches Pferd muss so leiden. Und das nicht mal beim Pferdevermieter, sondern bei der hießigen Reitschule nebenan… Wir fahren weiter nach El Rocio, das soll ein „Westernstadt“-ähnliches Dorf sein, wo es noch Pferdefuhrwerke und keine asphaltierten Straßen gibt. Wir sind gespannt.

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